Inhalt
Einleitung
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Was ist Deafhood? Gehörlosenkultur im Aufbruch
Mit diesem Buch eröffnet Paddy Ladd einen neuen Zugang zur Gehörlosenkultur, der davon ausgeht, dass die Gehörlosengemeinschaft unverzichtbare Beiträge zur Wissenschaft und dem menschlichen Leben im Allgemeinen leistet und weist auf die Fallstricke hin, mit denen ein bisher vorwiegend medizinisches Konzept von Gehörlosigkeit dem (kulturellen) Selbstverständnis der Gehörlosen den Weg versperrt oder erschwert. In Auseinandersetzung mit und als Antwort auf existierende Kulturtheorien entwickelt er sein eigenes Konzept von Gehörlosenkultur. Aus der Einleitung:
„Was ist Gehörlosenkultur? Warum ist sie so außerordentlich wichtig für den Befreiungskampf Gehörloser? Was hat sie den Mehrheitsgesellschaften zu bieten, was könnten sie von ihr lernen? Und warum hat die Welt bisher so wenig von ihr gehört?
Diese Fragen werden sich wohl auch die Gehörlosengemeinschaften stellen und hinzufügen: ‚Warum sind wir es, die für die Beweisführung verantwortlich gemacht werden? Warum müssen gerade wir die Beweise dafür liefern, dass unsere Gebärdensprachen vollständige Sprachen sind und dass die Lebensgemeinschaften gehörloser Menschen tatsächlich Kulturen darstellen?‘ All diese Fragen beschreiben die besondere Herausforderung, der ich mich mit diesem Buch stellen möchte und deren Umrisse sich beim Schließen der Buchdeckel geschärft haben sollten. […] Während [meiner Beschäftigung mit Gehörlosenkultur] begann sich in mir ein neuer Begriff zu formen: Deafhood. Anders als Gehörlosigkeit beschreibt Deafhood indes nicht einen statischen medizinischen Zustand. Stattdessen steht der Begriff für einen Prozess, nämlich das Streben eines jeden gehörlosen Kindes, jeder gehörlosen Familie und jedes gehörlosen Erwachsenen, sich selbst und einander das eigene Sein in der Welt zu erklären. Indem sie ihr Leben gemeinschaftlich teilen und ihre Erklärungen eher erfahren, als Bücher darüber zu schreiben, sind gehörlose Menschen in einer besonderen Alltagspraxis eingebunden, in einen kontinuierlich nach innen und außen geführten Dialog. In diesem Dialog bestätigt sich, dass das Sein als gehörlose Person tatsächlich einen Prozess darstellt, und zwar den des ‚Gehörlos‘-Werdens und -Seins. Darüber hinaus spiegeln sich in ihm unterschiedlichste Interpretationen von Deafhood wider, also Interpretationen dessen, was es bedeuten kann, ein gehörloser Mensch in einer gehörlosen Gemeinschaft zu sein.“
Paddy Ladd: Was ist Deafhood? Gehörlosenkultur im Aufbruch. Broschur, 528 Seiten, Signum 2008, ISBN 978-3-936675-18-4. EUR 35,00
Aus dem Englischen übersetzt von Marion Maier, Rachel Rosenstock und Gabriele Langer.
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